Unsere Petra Wendler – ohne Alterslimit auf dem Fußballplatz

Unsere Petra Wendler - ohne Alterslimit auf dem Fußballplatz

Artikel aus der OTZ vom 11.12.2024 von Jens Lohse

Gera/Tanna Petra Wendler kann sich ihr Leben nicht ohne Sport vorstellen. Was für die gebürtige Zella-Mehliserin mit dem Skilanglauf begann, setzte sich beim Fußball fort. Auch mit 64 Jahren jagt die Wahl-Geraerin in Tanna noch dem runden Leder nach.

Fußball gilt nicht als der bevorzugte Sport für Senioren. Das hindert Sie aber nicht, die Sportart weiter auszuüben. Haben Sie den Absprung verpasst?

So würde ich das nicht sagen. Bei den Männern gibt es Alte-Herren-Mannschaften, bei den Frauen aber keine Alte-Damen-Teams. Dazu fehlt die Dichte. Also bleibt mir gar nichts anderes übrig, als weiter am aktiven Spielbetrieb teilzunehmen. So hat mich mein Weg über Gera, Gräfenwarth und Pöllwitz nach Tanna geführt. Solang es gesundheitlich passt, bleibe ich am Ball. Ein Alterslimit habe ich mir nicht gesetzt.

Sie waren nie verletzt?

Ein Muskelfaserriss vor ein paar Jahren in Gera war das schlimmste, was mir in meiner Fußballerinnen-Laufbahn passiert ist. Wahrscheinlich waren die im Leistungssport gelegten, körperlichen Grundlagen so gut, dass ich davon noch heute profitiere.

Welchen Leistungssport haben Sie betrieben?

Ich bin in Zella-Mehlis geboren, habe mich dem Skilanglauf gewidmet und war von 1972 bis 1979 auf der dortigen Kinder- und Jugendsportschule. Unter leistungssportlichen Bedingungen habe ich von 1976 bis 1982 trainiert. Mein größter Erfolg war eine Bronzemedaille mit der 3×5 Kilometer-Staffel der DDR-Mädchen bei den Jugendwettkämpfen der Freundschaft im Februar 1978 in Johanngeorgenstadt. Ein Jahr später stand ich als Startläuferin in der DDR-Meister-Staffel des SC Motor Zella-Mehlis über 4×5 Kilometer mit Marion Büchner, Petra Rohrmann und Veronika Hesse-Schmidt. Veronika Hesse-Schmidt wurde 1980 in Lake Placid Olympiasiegerin mit der Staffel und anschließend 20 Kilometer-Weltmeisterin. Ich habe mich dann auf das Studium zur Diplom-Sportlehrerin konzentriert.

Woran können Sie sich noch erinnern?

Die enormen Trainingsumfänge. Im Sommer waren wir auch schon auf Skirollern unterwegs. Aber das waren richtige Klopper, richtig schwer. Im Winter haben wir die Skier mit Ausnahme der DDR-Meisterschaften selbst gewachst. Es war mir wichtig, sehr vielseitig zu sein. Ich habe anfänglich als Skilanglauf-Trainerin gearbeitet, konnte mich als einstige Athletin gut in die Belange der jungen Mädchen hineinversetzen.

Was hat Sie nach Gera verschlagen?

Die Liebe. 1985 bin ich nach Gera gekommen. In Zella-Mehlis hätten wir keine Wohnung bekommen. Also bin ich mit meinem Mann Dieter hier hergezogen. Schneelos konnte man im ersten Winter nicht sagen. Als unsere Tochter Simone geboren wurde, war auch in Ostthüringen genug von der weißen Pracht vorhanden.

Von Fußball war bis jetzt noch gar keine Rede …

Ich brauchte einen sportlichen Ausgleich. Gearbeitet habe ich beim DTSB-Kreisvorstand, habe mich immer für die Außenstellen gemeldet, um die Stadt und ihre Umgebung kennenzulernen. So hatte ich viel mit der späteren Paralympics-Siegerin Birgit Pohl bei Medizin Gera zu tun. Gewohnt haben wir erst in Untermhaus und dann in Debschwitz. Nach Simones Geburt habe ich im September 1986 bei Modedruck Gera mit dem Fußball begonnen.

Einen geregelten Spielbetrieb gab es damals noch nicht, oder?

Nein, meist waren wir bei Turnieren unterwegs. Als Höhepunkte galten die DDR-Besten-Ermittlungen in der Halle in Neubrandenburg. Besonders die stimmungsvollen Fahrten blieben in Erinnerung. 1990 haben wir dort sogar gewonnen. Nach der Wende qualifizierten wir uns für die Regionalliga, bis nach Rostock führte der Weg. Auf der Fahrt nach Dresden sind wir einmal im Schneechaos stecken geblieben und mussten umkehren. Ich war meist Verteidigerin. Unter Trainer Alfred Renisch habe ich auch mal vorn gespielt.

Wie ging es weiter mit dem Frauenfußball?

Es wurde der 1. FC Gera 03, später der FFC Gera gegründet. Mit der zweiten Mannschaft habe ich auf Kleinfeld gespielt und mit Ulrike Heiner die meisten Tore erzielt. In einer Partie waren es 13 Treffer. Da habe ich mich hinterher bei der gegnerischen Torfrau entschuldigt. Damals war bereits Lea Friedemann dabei, die heute bei Wismut Gera in der Thüringenliga spielt. Irgendwann fiel die zweite Mannschaft auseinander. Also wechselte ich mit meiner Tochter Simone nach Gräfenwarth. Über Pöllwitz landete ich letztlich in Tanna.

Von Gera aus nicht der allernächste Weg …

Das stimmt. Aber wenn eine Sache Spaß macht, nimmt man manches auf sich. Simone musste nach einem Kreuzbandriss leider aufhören. Ich bin geblieben, auch wenn ich nur noch Auswärtsspiele habe. Ich bin in Tanna gut integriert. Mein Alter spielt keine Rolle. Wir spielen in Bayern, oft auf verkürztem Großfeld. Ich spiele wieder in der Abwehr.

Wie lange bleiben Sie dem Fußball noch treu?

Ich denke nicht ans Aufhören. Dienstagabend spielen wir in Gera in der Halle mit einer gemischten Freizeitmannschaft aus Männern und Frauen. Ein paar Judo-Eltern sind dabei, auch Katrin Geiermann, die mit mir in einigen Frauen-Mannschaften stand.

Gibt es noch weiteren Kontakt zu ehemaligen Weggefährtinnen?

Wir treffen uns immer beim Bowling. Dann schwelgen wir mit Sylvia Heinrich, Birgit Münch, Angelika Lang oder Martina Klepsch in alten Zeiten.

Und was machen Sie beim Judo?

Da unterstütze ich meine Tochter, die beim TSV 1880 Zwötzen Übungsleiterin ist. 1992 kam ich über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme bei Harald Heinz zum Judo, nachdem der DTSB-Kreisvorstand aufgelöst wurde. Da begann Simone mit dem Judo und schaffte es später mit dem PSV Weimar bis in die Bundesliga. Bei den Übungseinheiten bin ich für das Krafttraining zuständig. Wir haben eine gute Truppe. Der Zusammenhalt ist groß.

Was machen Sie beruflich?

2023 habe ich mich nach 20 Jahren als Stationsassistentin im SRH-Wald-Klinikum aus dem Berufsleben verabschiedet. Im Fußball hat der Spielbetrieb jetzt Winterpause. Im Frühjahr geht es weiter und da möchte ich wieder am Ball sein.