Toller historischer Abend zum 50. Tannaer Silvesterlauf

Bericht aus der Ostthüringer Zeitung vom 30.12. von Marcus Cislak

Fotos: Marcus Cislak

 

In die Turnhalle von Tanna sind rund 300 Gäste geladen, die sich alle in irgendeiner Form verdienstvoll um den Silvesterlauf seit 1971 hervortun. Es sind Trainer, Organisatoren, Helfer, Sponsoren, Kampfrichter und Sieger aus nah und fern gekommen. Der historische Abend anlässlich des 50. Laufs, der in wenigen Tagen über die Bühne geht, bietet Gelegenheit einen unterhaltsamen Überblick mit zahlreichen Anekdoten und vielen Ehrungen zu gewinnen. Alte Bekannte treffen sich, um in Erinnerungen zu schwelgen, und neue Bekannte, um historische Vorbilder kennenzulernen. Moderiert wird die Veranstaltung von Matthias Enk, Uta Thrum und Ronny Wolf, musikalisch begleitet von Peter Klostermann und Band.

Stolz zeigen sich die Organisatoren vom Sportverein Grün-Weiß Tanna, mehrfache Gewinner der zehn Kilometer langen Strecke, dem Herzstück der traditionellen Veranstaltung, eingeladen und begrüßen zu dürfen. Darunter sind unter anderem Olympia-Teilnehmer, Marathonläufer und Europameister; auch der Schnellste vom ersten Lauf von 1971. Es ist Frank Gottert. Der 84-Jährige hat noch seine beiden Brüder Klaus und Steffen mitgebracht. Das Besondere ist, dass Klaus im selben Lauf Zweiter und Steffen Vierter wurde. Sie, erzählt einer der Brüder, gehörten zur DDR-Spitze in ihrer Disziplin. Eine Ehre für sie sei es, dabei sein zu dürfen. Woran sich Steffen erinnert: „Ich hatte damals bei einem Handwerksmeister übernachtet, was mich beeindruckte: Er hatte ein Farbfernseher mit West-Fernsehen!“ Und Klaus, der in Jena lebt, fügt lachend an: „Wir kamen mit einem senffarbenen Skoda an. Und einem Saporosch, der war damals ohne Wartezeit zu bekommen!“ Die jüngeren Brüder, die beide in Leipzig wohnen, seien noch immer aktiv, unter anderem starteten sie vor Kurzem beim Rennsteig-Marathon.

Mit am Tisch sitzt Michael Heilmann aus Kleinmachnow. Als Jugendlicher sei der heute 64-Jährige schon in Tanna gelaufen und gewann Anfang der 1980er dreimal. Stets wohlgefühlt habe er sich, dass mit Herzblut die Läufe organisiert wurden und werden, das sei beileibe keine Selbstverständlichkeit. Woran sich der niedergelassene Physiotherapeut auch gern erinnert: „Die Partys am Silvesterabend in der Turnhalle, die fürs Dorf gewesen sind. Wir wurden als Gäste gern aufgenommen.“ Er nahm nach eigenen Angaben bislang an „nur“ 107 Marathon-Läufen teil.

Von Waldemar Cierpinski, dem Olympiasieger von 1976 und 1980, erzählen die Moderatoren des Abends. Oder von den verstorbenen Günther Scheibe und Hubert Eckner (27 Mal gestartet), die gemeinsam den Silvesterlauf aus der Taufe hoben. Natürlich auch von Frank Berka, der seit dem Jahr 2000 die Organisation innehat. Die „Stimme des Silvesterlaufs“, Rolf Altenhofen, wurde geehrt. Da ist auch der Lokalmatador, Johannes Goj aus Langenbach, der den Rekord mit 44 Teilnahmen hält oder Kerstin Rudolph vom SV Saale-Orla, die bei den Frauen Spitzenreiterin ist und auf insgesamt 17 Starts verweisen kann.

Moderator Enk fasst zusammen: „Es sind mehr als 30 Läuferinnen und Läufer, die 15 Mal oder mehr in Tanna am Start waren.“ Nach der politischen Wende sind auch fränkische Läufer verstärkt am Start, zum Beispiel Markus Meisgeier, der zehnmal den ersten Platz holte.

Auf die meisten Siege unter den Läuferinnen kann Kerstin Fleißner aus Zeulenroda stolz sein, fünfmal kam sie als Erste ins Ziel: 1996, 1999, 2001, 2002 und 2003. Was die 62-jährige Reha-Trainerin den heutigen Läufern auf den Weg gibt: „Ich empfehle den Sportlern, vielseitig zu trainieren, sich selbst im Blick zu haben und nicht alles dem Laufen unterzuordnen.“

In diesem Jahr sind auch wieder das Ehepaar Franziska und Max Betsch am Start, die beiden Vorjahressieger. Moderator Enk kommentiert in seiner Laudatio am Samstagabend unter viel Applaus: „Max hat heute Morgen erst den Geraer Zehn-Kilometer-Lauf gewonnen.“ Ansporn genug, das Ergebnis zum 50. in Tanna am kommenden Dienstag zu wiederholen. Und den Teilnehmerrekord von 431 (2018) hofft man, in diesem Jahr mit 500 zu knacken.