Das Sommerinterview mit unseren Trainern „Sig“ und Paul

Das Sommerinterview mit unseren Trainern "Sig" und Paul

Eine besondere Saison voller sportlicher Erfolge und emotionaler Highlights liegt hinter unserer I. Männermannschaft. Wir wollen die Pause zwischen den Spielzeiten nutzen für ein Sommerinterview mit unseren beiden Trainern Michael „Sig“ Kohl und Paul Schnedermann. Freut euch auf interessante Rück- und Einblicke in das grün-weiße Trainerleben.

Hallo Micha, hallo Paul! Schön, dass ihr euch die Zeit nehmt für ein kleines Interview. Zu Beginn der abgelaufenen Saison 21/22 habt ihr im Duo kurzfristig das Traineramt für unsere Erste von Frank Heinisch, der aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten musste, übernommen. Dafür sind euch viele im Verein dankbar. Wie sieht denn nun euer Fazit zum Abschluss der ersten Saison aus?

Paul: Auf und neben dem Platz ist wirklich viel passiert. Die vielen jungen Spieler unserer Mannschaft haben sich soweit etabliert. Unseren Generationswechsel würde ich deshalb als abgeschlossen bezeichnen. Die Zuschauerreihen haben sich erfreulicherweise wieder mehr gefüllt. Man sieht viele altbekannte Gesichter wieder und auch viele Kinder und Jugendliche. Nicht nur bei unseren Heimspielen, auch bei den Auswärtsspielen haben wir immer einen sicht- und hörbaren Anhang dabei. Dazu bekommen wir viel Unterstützung beim gastronomischen Betrieb zu unseren Heimspielen. Das alles freut mich wirklich sehr.

Michael: Vom sportlichen Ansatz her muss man zunächst sehen, dass uns mit Tino Kaiser und Rico Müller zwei langjährige Säulen und Leistungsträger in dieser Saison nicht mehr zur Verfügung standen. Die beiden haben sportlich und menschlich eine große Lücke hinterlassen. Aber so eine Lücke bietet wiederum auch Raum für Andere, sich zu entwickeln und mehr Verantwortung zu übernehmen. Es ist uns mit dem dritten Tabellenplatz gelungen, diese Lücken gut zu schließen. Der dritte Tabellenplatz spiegelt meiner Meinung nach auch das wieder, wo wir derzeit vom Leistungsvermögen her hingehören und zeigt gleichzeitig auf, dass noch Luft nach oben ist. Darüber hinaus es ist für mich ebenso eine Freude zu sehen, wie viele Zuschauer und Helfer zu den Spieltagen dabei sind und uns unterstützen. Ich freue mich, ein Teil dieses Aufschwungs zu sein.

Und wie teilt ihr euch eigentlich die Traineraufgaben untereinander auf? Ein Duo in der Führung ist ja sicherlich kein Selbstläufer.

Michael: Am Anfang haben wir uns auch die Frage gestellt, wie es bei zwei Trainern am besten funktionieren kann. Jetzt können wir sagen, dass die gute Basis dafür viel Vertrauen zueinander und die Kenntnis darüber ist, wo der Andere seine Stärken hat. Paul macht das Training und ich den Spieltag, sodass wir klar abgesteckte Verantwortungsbereiche haben. Natürlich gibt es Situationen, in denen es Überschneidungen gibt, bspw. beim Einfluss der Trainingsteilnahme auf die Bestimmung der Startaufstellung. Da muss und kann ich mich blind auf die Einschätzung von Paul verlassen.

Paul: Genau, wir haben für uns unsere Freiheiten. Vor jedem Spiel stimmen wir uns ab, welche Vorstellungen Sig für die taktische Ausrichtung hat und besprechen dann auch bestimmte Positionen für die Startelf gemeinsam.

Was war euer persönliches Saison-Highlight?

Paul: Auf jeden Fall das Maua-Spiel (Viertelfinale im Kreispokal, 6:5 n.E.) mit einem vollgepackten 50 Mann-Fanbus dabei. Jeder hatte Spaß gehabt, auf und neben dem Spielfeld. Super Spannung mit dem Elfmeterschießen und dann dem Aussteigen auf dem Markt und gemeinsamen stimmungsvollen Hochlaufen zur Turnhalle. Aus den Fenstern wurde von den Anwohnern gefilmt und es wurden sogar Bierkästen herausgereicht! So einen Fußball-Tag hat denke ich noch keiner der Beteiligten erlebt. Ein weiteres Highlight waren auch die drei Siege (2x Liga, 1x Pokal) gegen Hirschberg. Besonders zu den beiden Spielen in Hirschberg hatten wir eine große Fankulisse dabei und haben auch danach noch gemeinsam gefeiert.

Michael: Natürlich war für uns alle das Maua-Spiel ein besonderes Erlebnis. Ich habe schon viel im Fußball erlebt, aber so etwas war noch nicht dabei gewesen. Das war schon sensationell. Auch die drei Siege gegen Hirschberg, alle drei zu Null gespielt, damit haben wir ein Zeichen gesetzt. Für mich war jedoch aus persönlicher und emotionaler Sicht das Kirmes-Pokalspiel gegen Hermsdorf das Highlight der Saison. Das war das Abschiedsspiel vom Tino Kaiser, mit dem ich über 30 Jahre das Spielfeld und die Kabine geteilt habe und wir sind gemeinsam dem Ball hinterhergejagt. Ihm habe ich es so gewünscht, dass er einen tollen Abschied erleben kann, denn das hat er sich verdient. Und dieser Tag war so, wie man es sich dann wünschen würde: super Wetter, es war Kirmes, viele Zuschauer, höherklassiger Gegner, Pokalfieber und wir haben es 3:2 gewonnen! Ein Tor hätte ich ihm als Punkt auf dem I noch gegönnt.

Wie seht ihr die Entwicklung der Mannschaft? Auch in der Kreisliga ist die Mannschaft der Star, klar. Trotzdem die Frage an euch: Gibt es Spieler, die euch besonders positiv überrascht bzw. begeistert haben?

Michael: Die Entwicklung der Mannschaft ist auf jeden Fall sehr positiv zu sehen. Die vorhandenen Lücken werden nach und nach geschlossen. Es kristallisieren sich auch Charaktere und Führungsspieler heraus. Wir haben oft Rückschläge eingesteckt und sind aber wiedergekommen, haben uns reingekämpft. Aus dieser homogenen Mannschaft einzelne Spieler herauszuheben, wird der geschlossenen Mannschaftsleistung eigentlich nicht gerecht. Wenn ich denn einen nennen muss, hat für mich Alex Fiebig den größten Sprung auf und neben dem Platz gemacht. Sein Ehrgeiz, sein Kampfeswille, sein Vorneweggehen und wie er in der Kabine für die Mannschaft da ist, das ist schon bemerkenswert.

Paul: Ich sehe es auch so, dass wir als Mannschaft mit allen Spielern wirklich eine tolle Einheit sind. Wir machen die Dinge als Mannschaft, es ist nicht einer dabei, der nur zum Fußballspielen dabei ist. Auch vor und nach den Spielen sind wir füreinander da. Nach bitteren Spielen rennen wir nicht mit dem Abpfiff auseinander, sondern sitzen zusammen und reden drüber. Manchmal sogar noch am nächsten Tag. Es hilft natürlich, dass viele Spieler miteinander befreundet sind oder anderweitig die Freizeit weiter miteinander verbringen. Nachdem mir der Sig nun den Alex Fiebig weggeschnappt hat, finde ich auch bei Fabian Dietrich, dass er nach seinem Wechsel aus Trogen einen deutlichen Sprung zum Führungsspieler bei uns gemacht hat. Im Training ist er lautstark dabei, fordert und unterstützt die anderen Spieler.

Eine häufige Schwierigkeit für alle Amateurvereine ist die Verfügbarkeit der Spieler zu den Trainings und Spieltagen. Wie zufrieden seid ihr mit der aktuellen Situation dazu in unserem Herrenkader?

Paul: Wenn wir uns mit anderen Teams in der Kreisliga vergleichen, stehen wir sicherlich ganz gut da. Man merkt, dass viele bei uns die Prioritäten etwas mehr in Richtung Fußball verschoben haben und man weniger leichtfertige Absagen bekommt. Luft nach oben haben wir auf jeden Fall noch. Am liebsten wäre es mir, wenn nicht nur zum Spieltag 15 Mann verfügbar sind, sondern auch beim Training. Aber natürlich sollte ich da realistisch bleiben. Die ehrgeizigere Einstellung merkt man auch bei dem Wie die Spieler zum Spiel kommen. Da kommen jetzt doch mehr Spieler fit zum Spiel daher.

Michael: Was die Spielvorbereitung angeht, bin ich bis auf eine Ausnahme sehr zufrieden mit der Einstellung der Mannschaft. Was jetzt auffällt ist, dass mit Wegfall der Corona-bedingten Veranstaltungseinschränkungen seit März/April die Verfügbarkeit der Spieler wieder zurückgegangen ist. Das wäre auch mein Kritikpunkt. Wenn die Mannschaft sportliche Ziele wie den Aufstieg in die Kreisoberliga hat, muss sie deutlich daran arbeiten. Denn die Einstellung macht den Unterschied. Beispielsweise beim direkten Aufeinanderfolgen von Hin- und Rückspiel gegen Ranis musste Ranis zwischen beiden Spielen nur auf einer Position die Startelf ändern und wir auf fünf oder sechs. Wir müssen zu oft mit verschiedenen Startaufstellungen antreten, da immer wieder eine zu hohe Zahl an wechselnden Spielern aus dem Kader fehlen. Dadurch entsteht auch zu wenig Konkurrenzkampf für höhere Ziele. Der Spieler, der heute abwesend ist, muss am nächsten Spieltag eine andere Lücke stopfen und stellt sich dadurch mitunter selber auf. Zusammengefasst bin ich für unsere Rahmenbedingungen zufrieden. Wenn die Mannschaft sportlich ambitionierte Ziele angehen will, funktioniert es so allerdings nicht. Wenn ich aufsteigen will, muss ich Erster werden. Dann muss ich das Aufstiegsjahr durchziehen und auch in jedem Spiel voll da sein und darf nicht beim Tabellenzehnten Punkte lassen, weil ich nur mit 90% am Start bin. Beim „Mitspielen“ in der Liga kann ich auch mal Spiele „weglassen“.

Kommen wir zur neuen Saison, die mit dem Knaller und erstmaligen Auftritt unseres Teams im Landespokal gegen den VfR aus Lobenstein am 30.07. startet. Was sind eure sportlichen Saisonziele und welche fußballerische Entwicklung wünscht ihr euch für unsere junge Truppe?

Michael: Ich setze mir keine sportlichen Saisonziele, weil ich ja nicht weiß, welche Mannschaft ich in vier Wochen zum Saisonstart zur Verfügung habe. Ich denke aktuell von Spiel zu Spiel. Mit den Spielern, die da jeweils zur Verfügung stehen, will ich jedes Spiel gewinnen. Die schwankende Verfügbarkeit hat auch Einfluss auf die Möglichkeiten bei unserer fußballerischen Entwicklung, wenn wir von Woche zu Woche immer wieder drei oder vier Positionen neu besetzen müssen. Unser Fußball wird solange relativ einfach bleiben müssen, damit jeder Neue sich schnell einfügen kann. Über Ziele können wir dann reden, wenn der Kader konstant zur Verfügung steht und man dann auch ganz andere Dinge etablieren und verfeinern kann.

Paul: Mein Ziel ist, nicht schlechter als diese Saison abzuschneiden. Das heißt ich will wieder aufs Treppchen. Bei der sportlichen Entwicklung sehe ich gute Möglichkeiten, dass wir lernen, cleverer zu agieren. Also das Spiel bzw. unsere Aktionen gezielt mal schneller zu machen oder eben langsamer. Das fehlen uns noch Kleinigkeiten, die man auch im Training merkt. Da wird dann noch zu oft diskutiert, wer jetzt Einwurf hat, anstatt das einer schnell schaltet, sich den Ball schnappt und weiter geht es. In der Kreisliga hat in knappen Situationen einfach oft der Einwurf, der das für sich beansprucht und sich den Ball schneller schnappt und Fakten schafft.

Zu guter Letzt der Blick auf unsere Konkurrenz in der Liga: Wer sind für euch die drei Top-Favoriten auf den Meistertitel in der Kreisliga?

Paul: Zu den Topfavoriten zähle ich auf jeden Fall uns. Neustadt II dürfte ambitioniert sein nach den Verstärkungen, die die Mannschaft erhalten hat. Triptis und Oppurg sehe ich auf einem Level und zähle die dazu. Triptis ist sicherlich der spielerische Maßstab in unserer Kreisliga mit viel Ruhe am Ball und konsequentem Spielaufbau. Oppurg kommt eher über den Kampfgeist und Willen, die haben immer eine hohe Grundaktivität in ihrem Spiel.

Michael: Absoluter Topfavorit ist für mich Neustadt II. Die I. Neustadter Mannschaft konnte sich deutlich verstärken, das hat auch immer positive Auswirkungen auf die zweite Vertretung im Verein. Dahinter dann Triptis, die unter einem sehr guten Trainer einen sehr guten Fußball spielen. Die hätte ich in der abgelaufenen Saison schon stärker erwartet. Danach sehe ich unsere Mannschaft gleichauf mit Oppurg. Zwei Mannschaften mit ähnlicher Spielweise – aggressiv, gut in den Zweikämpfen, immer konzentriert. Wie oben schon erwähnt, Potential für mehr ist in unserer Mannschaft vorhanden. Um das zu Heben bedarf es jedoch noch einmal einer stärkeren Fokussierung aller Beteiligten.

Vielen Dank an euch beide für eure Facts. Das wird sicherlich interessant sein für alle Grün-Weißen und deren Unterstützer. Wir wünschen euch und der Mannschaft natürlich eine tolle, erfolgreiche neue Saison und weiterhin viel Spaß bei der schönsten Nebensache der Welt.

Wir für euch, ihr für uns – gemeinsam Grün-Weiß!

 

Das erste Highlight der neuen Saison naht:

Pokalspiel im Landespokal, Ausscheidungsrunde (Premiere, wird sind erstmalig vertreten!)

Samstag, 30.07.2022, 14.00 Uhr               SV Grün-Weiß Tanna I  –  VfR Bad Lobenstein I