In altbewährter Manier haben wir uns auch in diesem Sommer wieder mit unseren Trainern der I. Männermannschaft zur Lagebesprechung verabredet, um ein paar Insights zu erhaschen. Lest selbst, wie Michael Kohl und Paul Schnedermann den Abstieg verdaut haben und wie ihr Blick nach vorne aussieht.
Nach dem glorreichen Aufstieg in die Kreisoberliga mit perfektem Timing im Jubiläumsjahr anlässlich 100 Jahren Fußball in Tanna 2023 ist unsere erste Mannschaft nach zwei Saisons nun wieder abgestiegen in die Kreisliga. Was sind aus eurer Sicht die entscheidenden Dinge oder Weichenstellungen, die zum Abstieg geführt haben?
Michael: Entscheidend war für mich das unheimliche Verletzungspech, durch das uns mehrere Leistungsträger nicht zur Verfügung standen. Diese Spieler fehlen dann nicht nur am Spieltag, sondern auch im Training. Bei unseren Spielerzahlen führen diese Ausfälle dann zu weniger Trainingsbeteiligung und damit schlussendlich weniger Qualität des Trainings. Das steigert wiederum die Unzufriedenheit der aktiven Spieler. Und dann dreht sich die Spirale eben zusammen mit den ausbleibenden Ergebnissen Woche für Woche nach unten, auch bei uns Trainern. Ebenso nachteilig ist in so einer schwierigen Phase unsere Trainerbesetzung, bei der ja ich als Trainer am Spieltag nach wie vor zu den Trainings unter der Woche aus beruflichen und privaten Gründen nicht anwesend sein kann.
Paul: Das mit dem Verletzungspech schätze ich auch so ein. Aus meiner Sicht kommt hinzu, dass unsere junge Truppe zwei, drei Jahre älter geworden ist. Heißt bei einigen haben sich die Lebensumstände geändert, die erste Liebe, das erste Haus, das erste Kind, berufliche Weiterentwicklungen. Dadurch wurden die Prioritäten bei vielen verschoben. Wir lernen gerade, mit den neuen Rahmenbedingungen umzugehen, um dem Fußball weiter den erforderlichen Platz einräumen zu können. Wir hatten zwar nicht viele Spiele, die realistisch gesehen so oder so herum hätten ausgehen können, aber in diesen Spielen hatten wir jeweils das Spielglück nicht auf unserer Seite.
Michael: Wobei wir natürlich über die Saison gesehen am Ende verdient abgestiegen sind. Das hat am deutlichsten das Spiel gegen unseren direkten Konkurrenten St. Gangloff in der Rückrunde vor heimischem Publikum gezeigt, dass wir in der Höhe verdient sang- und klanglos mit 0:4 verloren haben.
Welche Veränderungen im Kader gibt es zur neuen Saison?
Michael: Leider hat uns Fabian Dietrich verlassen. Allerdings aus meiner Sicht verständlich. Dass er das, was er Woche für Woche in den Fußball an Zeit und Einsatz investiert, nicht für die Kreisliga aufbringen möchte, kann ich nachvollziehen. Eine Verstärkung wäre unser Nachwuchsspieler Hendrik Sachs. Allerdings sieht es da eher so aus, als ob andere Sportarten, in denen er ebenso aktiv ist, das Rennen machen werden. Marcus Großer hat seit März wieder die Zeit gefunden, uns mit seiner Erfahrung zu helfen. Er wird natürlich für unsere Mannschaft eine große Stütze sein.
Paul: Martin Rauh hat seine Großfeld-Karriere beendet und steht uns nicht mehr zur Verfügung. Maximilian Höhrl ist der zweite Nachwuchsspieler, der aus den A-Junioren herausgekommen ist. Allerdings sieht es auch bei ihm aktuell leider so aus, dass er nicht in den Herrenfußball wechseln möchte.
Michael: Michael Gebhardt steht uns mit seiner Torgefährlichkeit nach seinem Jahr Pause erfreulicherweise auch wieder zur Verfügung.
Nach einem Abstieg wird die neue Saison eine Liga tiefer sicherlich nicht automatisch zum Selbstläufer. Gleichzeitig steht es einem Absteiger gut zu Gesicht, entsprechend ambitioniert aufzutreten. Welche Vorhaben und Wünsche habt ihr für die neue Saison?
Paul: Nach einer schwierigen Saison hat der feststehende Abstieg jetzt am Ende auch positive Impulse in die Mannschaft gegeben. Das macht sich an einer deutlich besseren Trainingsbeteiligung und Stimmung bemerkbar. Für viele ist das ein Neuanfang in einer Liga, die es unseren Nachwuchsspielern einfacher ermöglicht, sich weiterzuentwickeln und Fuß zu fassen.
Michael: Die Negativtrends, von den Ergebnissen und der Stimmung her, müssen wir stoppen. Da sehe ich uns auf einem guten Weg, das hat die Vorbereitung gezeigt. Es macht Spaß hier zu sein. Wo wir sportlich landen werden, kann ich nicht einschätzen, weil ich die Mannschaften außer Moßbach/Möschlitz und Rosenthal, überhaupt nicht kenne. Das ist für mich aktuell auch zweitrangig. Wichtiger ist, dass wir als Mannschaft wieder enger zusammenrücken und das auch als Chance begreifen. Für unsere jungen Spieler ist es der bessere Einstieg in den Männerbereich. Sie können in der Kreisliga die erforderlichen Routinen entwickeln, um insbesondere in Spielen, die nicht gut laufen, nicht gleich umzukippen.
Wollt ihr in unserer Spielweise etwas umstellen in der neuen Liga?
Michael: Copy & Paste-Antwort aus den letzten Interviews. Durch zu geringe Trainingsbreite und zu wenig Testspielen gibt es keinen Raum, um etwas Neues auszuprobieren. Wenn Marcus Großer spielt, bringt er mit seinem Stellungsspiel eine gewisse Dynamik in unsere Spielweise.
Erfreulicherweise wird unser „altehrwürdiger“, bei gegnerischen Mannschaften aufgrund seiner Robustheit (wurde u.a. als Tannaer Schmirgelplatte bezeichnet) weniger beliebte Kunstrasenplatz nach 23 Nutzungsjahren aktuell erneuert. Die Neueröffnung wird wohl im September stattfinden. Ihr kennt den alten Platz über viele, viele Jahre. Was wird euch daraus in Erinnerung bleiben?
Paul: Viele umkämpfte Spiele und der Unmut der Gegner. Für mich mein erstes Spiel im Trainer, als Michael und ich das Traineramt kurzfristig von Frank Heinisch an einem Donnerstag übernommen hatten. Am Samstag drauf stand das Pokalspiel gegen den Kreisoberligisten Hermsdorf an, den wir als damaliger Kreisligist besiegen konnten.
Michael: Die langjährige Kritik an unserem Kunstrasen konnte ich nie verstehen. Wir dürfen seit 2002 als einer der ersten Vereine in Thüringen auf einem Kunstrasen spielen. Das ist für unser kleines Städtchen etwas Besonderes. Das sich im Laufe der Jahre die Qualität der Beläge weiterentwickelt, ist ja klar. Ich bin mir sicher, dass jeder, der keinen Kunstrasenplatz hat, unseren alten mit Kusshand genommen hätte. Jetzt mit dem neuen Platz wird es sicherlich auch für uns angenehmer, darauf zu trainieren und zu spielen. Als besonderes Spiel auf dem Kunstrasen ist mir das Spitzenspiel in der Kreisliga der Saison 2016/17 in Erinnerung geblieben. Tanna gegen Pößneck, Erster gegen Zweiter, und ein Sieg wäre für uns ein großer Schritt Richtung Aufstieg gewesen. Allerdings hatten wir starke Personalsorgen, sodass wir als Ziel ein Unentschieden hatten. Das Spiel war entsprechend eine 90-minütige Abwehrschlacht, in der wir zwei Offensivaktionen hatten. Ein Eckball und ein Freistoß von der Mittellinie, die ich beide trete, Tino Kaiser springt zweimal hoch und wir gewinnen das Ding 2:1.
Als ich das erste Mal Trainer war, haben wir auf dem Kunstrasen eine ganz starke Hirschberger Mannschaft mit 5:1 geschlagen. Ein Spiel, das mit dem Derbycharakter auf dem engen, schnellen Platz natürlich sehr emotional ablief.
Michael, Paul, besten Dank für den Austausch. Wir wünschen euch und der Mannschaft eine erfolgreiche Saison!
Michael: Ich freue mich auf die Saison und hoffe, dass weiterhin alle Spieler, alle Fans, alle Tannaer, alle die es mit den Grün-Weißen halten, weiter zur Stange halten. Auch wenn es eine Liga tiefer ist, gehören wir trotzdem zusammen. Unser Fußballplatz hat auch eine wichtige gesellschaftliche Rolle, das sieht man an jedem Heimspielsamstag. Am meisten freue ich mich, wenn viele Menschen da sind und wir den Nachmittag gemeinsam verbringen, egal ob in der Freude oder im Leid.
Paul: Wenn man sich mal umschaut, stehen wir nicht schlecht da.