Sommer-Interview mit Johannes Goj und Chris Lorenz

Sommer-Interview mit Johannes Goj und Chris Lorenz

Für unsere Frauen-Fußballmannschaft ist die neue Saison mit besonderen Vorfreuden, aber auch sportlichen Herausforderungen verbunden. Das erste Mal seit Gründung der Tannaer Frauen-Mannschaft im Jahr 2010 wird diese auf Großfeld und nicht mehr auf Kleinfeld antreten. Der zwangsweise Wechsel von der sächsischen Kleinfeld-Vogtlandklasse in die bayerische Großfeld-Kreisklasse macht das erforderlich und möglich. Dort spielen wir in einer Spielgemeinschaft zusammen mit der SG Saaletal Berg. Für unsere Fußball-Damen bedeutet das nicht nur sprichwörtlich „neues Spiel, neues Glück“. Tatsächlich unterscheidet sich das Fußballspiel auf doppelter Platzgröße deutlich. Wir haben über die aktuelle Situation und Ausblicke im Tannaer Frauenfußball mit unseren beiden Trainern Johannnes Goj und Chris Lorenz gesprochen.

Nachdem die Tabelle am Ende für unser Team Platz 5 anzeigte, wie lautet euer Fazit zur abgelaufenen Saison? Was hat gut geklappt und was weniger gut?

Johannes: Die Platzierung am Saisonende hat unser Leistungsniveau recht gut wiedergespiegelt. Die Verfügbarkeit an Spielerinnen war sehr durchwachsen und oft leider nicht ausreichend vorhanden. Besonders zu den Auswärtsspielen hat sich das in der Regel ausgedünnt. Wie überall haben wir auch in unseren Reihen ein unterschiedliches Engagement für das eigene Hobby. Was uns sehr geholfen hat, war der Zugang von gleich fünf Spielerinnen vom 1. FC Ranch Plauen, deren eigene Mannschaft letztes Jahr aufgelöst wurde. Wichtig war auch der Glücksfall Cindy Fischer, die als Torhüterin in unsere Region gezogen ist und sich bei uns zum Saisonbeginn angemeldet hat. Bis dahin hatten wir keine etatmäßige Torhüterin.

Chris: Da ich erst während der letzten Wochen der Saison als Trainer mit eingestiegen bin, kann ich dazu nichts weiter sagen. Mir macht es jedoch Spaß, als Trainer zusammen mit Hansi an der Weiterentwicklung des Teams mitzuarbeiten.

Der professionelle Frauen-Fußball hat sich in den letzten Jahren weltweit deutlich positiv weiterentwickelt. Wo seht ihr noch Unterschiede zu den Profi-Männern und was findet ihr im Frauenfußball besser?

Johannes: Im Vergleich zu vielen anderen Ländern gibt es im deutschen Frauenfußball zu wenige Vereine, die den Sport unter Profibedingungen betreiben. Dadurch verlieren wir den Kontakt zur Weltspitze. Es macht einfach einen Unterschied im Leistungssport, ob du den ganzen Tag nur diesen Sport machen kannst oder zunächst erst einmal arbeiten oder studieren musst. Die Diskussionen um die Gleichbezahlung von Männern und Frauen hinkt meines Erachtens, da zumindest momentan der Männerfußball deutlich mehr Gelder einspielt, die dann eben verteilt werden. Beim Frauenfußball gibt es dagegen deutlich weniger Schauspielerei und Theatralik. Das merke ich auch bei unseren Frauen. Da hat der Schiedsrichter die Pfeife zum Elfmeter-Pfiff schon im Mund, aber nein, wir versuchen stehen zu bleiben, anstatt uns einfach mal fallen zu lassen. Gleichzeitig müssen wir selber in den Zweikämpfen zupackender werden. Wie es sein sollte, hat uns Rodewisch im vorletzten Saisonspiel gezeigt.

Chris: Die Begeisterung für den Frauenfußball steigt kontinuierlich. Damit steigt auch die Bezahlung für die Profi-Frauen. Es geht also in die richtige Richtung.

Mit Blick auf’s Regionale und insbesondere unsere Mannschaft: Wie seht ihr da die Entwicklung, Chancen und Schwierigkeiten?

Johannes: Entscheidend für die Entwicklung ist die Nachwuchsarbeit. Man sieht das aktuell bei unserer Herrenmannschaft, die von einem funktionierenden Nachwuchs profitiert. Da gibt es für den Frauenfußball leider einige Schwierigkeiten mehr. Wir haben recht viele Spielerinnen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Aufgrund von Mutter Natur haben wir neben den normalen Herausforderungen, die Spielerinnen zur Verfügung zu haben, immer wieder „Babypausen“ im Team. Thüringen selber hat dem Frauenfußball vor ein paar Jahren einen Bärendienst erwiesen, als man mit aller Gewalt die Vereine vom Kleinfeld- in den Großfeldfußball zwingen wollte. Gut gemeint ist nicht gut gemacht. Es war klar, dass das aus personellen Gründen nicht funktioniert. Die Konsequenz war, dass sich die damals zahlreichen Ostthüringer Kleinfeldmannschaften entweder auflösen oder, wie wir, nach Sachsen in die dortige Kleinfeldliga abwandern mussten. Die Großstadt Gera hat aktuell nur eine Kleinfeldmannschaft. Auch Jena hat neben den Frauen-Großfeldmannschaften von Carl-Zeiss keine einzige weitere Mannschaft in den vielen Jenaer Fußballvereinen. Das liegt nicht an zu wenigen Spielerinnen, sondern an fehlenden Zugpferden und Verantwortlichen, die die Strukturen dafür aufbauen. Beim SV Schott Jena beispielsweise ist die bestehende Frauen-Mannschaft aufgelöst worden, weil sich kein Trainer mehr gefunden hatte.

Chris: Es ist eher die Ausnahme, dass Fußballfrauen die klassische Nachwuchslaufbahn durchlaufen und als junge Erwachsene bereits mehrere Jahre Fußball im Verein gespielt haben. Wenn fußballbegeisterte Mädels im Alter von ca. 8 bis 12 Jahren im Verein anfangen, ist es oftmals leider so, dass das dann im Jugendlichenalter aufgrund mit Jungs gemischter Mannschaften wieder endet.

Nun geht es in der neuen Saison das erste Mal seit Beginn unserer Mannschaft im Punktspielbetrieb, also seit 2010, auf‘s Großfeld. Wie wollt ihr die Spielerinnen weiterentwickeln und wie lautet euer tabellarisches Saisonziel?

Johannes: Momentan sind wir dabei, die Mannschaft an das Großfeld zu gewöhnen. Das wird dauern und in den ersten Spielen werden wir sicher auch mal Lehrgeld zahlen müssen. Ich habe ein paar Mannschaften der neuen Liga beobachtet. Zwei, drei Mannschaften von den acht Mannschaften schätze ich daraus als besonders stark ein. Ein Mittelfeldplatz ist das Ziel, ich rufe jetzt mal den vierten Platz aus.

Chris: Das Training haben wir gezielt auf Großfeld-spezifische Räume, Laufwege und Abseits-Bewegungen ausgerichtet. Die Mädels freuen sich da schon drauf. Ich selber werden jetzt im September mit einem Trainerlehrgang starten, um mich für diese Aufgabe weiter fit zu machen. Unser Saisonziel ist, nicht nur auf dem Großfeld gut anzukommen, sondern auch die neue Spielgemeinschaft mit der SG Saaletal Berg gut zu etablieren.

Johannes, Chris, wir wünschen euch und unseren Mädels eine erfolgreiche Saison!

Das Kreisklasse-Saisonauftaktprogramm unserer Frauenmannschaft

Unsere Heimspiele der Spielgemeinschaft werden zunächst auf dem Sportplatz Tiefengrün ausgetragen.

So, 10.09., 15:00 Uhr | 1. FC Schwarzenbach – SG Saaletal Berg/Grün-Weiß Tanna

So, 17.09., 14:00 Uhr | SG Saaletal Berg/Grün-Weiß Tanna – TSV Plankenfels II

So, 24.09., 16:30 Uhr | VfB Moschendorf – SG Saaletal Berg/Grün-Weiß Tanna

So, 01.10., 14:00 Uhr | SG Saaletal Berg/Grün-Weiß Tanna – ASV 1921 Oberpreuschwitz

Sa, 07.10., 14:00 Uhr | FC Döbraberg – SG Saaletal Berg/Grün-Weiß Tanna